Vorgeschichte

General a. D. Erich Hampe
  • Erich Hampe, geboren am 17.12.1889, trat nach dem Abitur als Fahnenjunker in das Magdeburgische Jägerbataillon 4 ein. 1907 zum Leutnant ernannt, überstand er im Ersten Weltkrieg die Hölle von Verdun. 1918 kam er nach Berlin, erlebte im Stab des Stellvertretenden III. Armeekorps die November Revolution und half bei der Demobilisierung der Kaiserlichen Armee. Nach Kriegsende, in der Weimarer Republik, wurde er Einsatzleiter der Technischen Nothilfe (TN), einem Vorläufer des heutigen Technischen Hilfswerks (THW), die er zusammen mit dem TN Gründer Otto Lummitsch deutschlandweit ausbaute. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, seiner Ämter bei der TN enthoben, wurde er von der Wehrmacht übernommen. Dort leitete er den Aufbau der „Technischen Truppen“, die für die Wiederherstellung unterbrochener Bahnstrecken, zerstörter Elektrizitäts- und Wasserwerke ebenso zuständig waren, wie für den Wiederaufbau von Indus-trieanlagen nach den vernichtenden Zerstörungen durch Bombenangriffe. Mit Beginn der Luftschlacht um Berlin erfolgte sein Einsatz, mittlerweile war er General, zur Schadensbehebung in der Reichshauptstadt. Als enger Freund der Widerstandskämpfer Stauffenberg und Olbricht musste er nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 um sein Leben fürchten, entging aber durch glückliche Umstände der Verfolgung durch die Gestapo. Am 9. Mai 1945 geriet General Hampe in Zell am See in amerikanische Gefangenschaft.
  • Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland ernannte man ihn, aufgrund seiner Erfahrungen und Bewährung, zum Präsidenten der Bundesanstalt für Zivilen Luftschutz. Nach seinem altersbedingten Ausscheiden 1954 aus dem Staatsdienst wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Nun konnte er sich verstärkt um den Problemkreis Luftrettung und Luftbeobachtung kümmern und versuchte, politische Unterstützung für die erkannten Aufgaben zu bekommen. Leider waren seine Bemühungen selten von Erfolg gekrönt, wobei die „Höhe der finanziellen Kosten“ als Ablehnungsgrund die gängige Ausrede der Politiker war.

    Trotzdem verfolgte er hartnäckig seine Ideen und forderte die zivile Nutzung von Hubschraubern und Flächenflugzeugen im Rahmen von Luftrettungsstaffeln, u.a. auch in Bayern.

    Am 28. Juni 1978 verstirbt Erich Hampe, der geistige Vater der Luftbeobachtung, im Alter von 89 Jahren.

Hilfe durch Technik
  • „Hilfe durch Technik“ war die Grundidee, der rote Faden, der sich durch das Leben von Erich Hampe zog. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wirkte Hampe bei der Bekämpfung von Heidebränden und Hochwasserkatastrophen an Elbe, Oder und Maas aktiv mit. Die dabei gewonnenen Erfahrungen veranlassten Erich Hampe im Jahr 1929, bei der Reichsregierung die Anschaffung eines Sportflugzeuges zu Erkundungsflügen im Rahmen des Katastrophenschutzes zu beantragen. – Der Antrag wurde abgelehnt!

    Während des Zweiten Weltkrieges lernte Hampe das Flächenflugzeug als Beobachtungsplattform zu schätzen. So ist in seinen Lebenserinnerungen zu lesen: „… Eine wichtige Erfahrung aus der Schadenbekämpfung im Bombenkrieg über Deutschland war für mich, dass man aus der Luft viel schneller und weiträumiger als vom Erdboden aus sehen konnte. In der Schadenbekämpfung bei den Bombenangriffen auf Berlin war es letztlich der kleine Fieseler Storch des Luftgaukommandos, aus dem der erste Gesamtüberblick über Schadenschwerpunkte und weitere Gefahrensmöglichkeiten durch eingetretene Brände gewonnen werden konnte, während die Kommunikationsmöglichkeiten auf dem Boden versagten.

    So habe ich es auch nie unterlassen, die Notwendigkeit schneller Luftübersicht für die Schadensbekämpfung im Luftschutz wie bei der Katastrophenbekämpfung zu fordern“.

    Nach seinem altersbedingten Ausscheiden als Präsident des Bundesamtes für den Zivilen Luftschutz 1954 konnte sich Hampe verstärkt der Luftrettung und Luftbeobachtung widmen. Bereits 1954 arbeitete er einen detaillierten Plan über die Errichtung von „Hubschrauber-Hilfs-Stationen“ aus. Er sah darin die Möglichkeit, an den Fernstraßen der Bundesrepublik Stationen mit Unfallrettungsdiensten zu etablieren. Er dürfte damit der erste Autor sein, der die Möglichkeit der Ausnutzung des Hubschraubers für den Rettungsdienst in einer Denkschrift manifestiert hatte. Trotz Interesse des Innenministeriums wurden seine Pläne zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen, versandeten dann aber auf ihrem Weg durch die bürokratischen Hierarchien. Mehr als 20 Jahre vergingen, bis Hampes Idee eines flächendeckenden Einsatzes von Rettungshubschraubern wieder aufgegriffen wurde.

    Hampe war allerdings nicht bereit, seine Idee aufzugeben. 1959 gründete er die „Deutsche Gesellschaft für Hubschrauber-Verwendung und Luftrettungsdienst e.V.“ und wurde zu deren Vorsitzenden gewählt. Bei allen sich bietenden Gelegenheiten versuchten Hampe und seine Kameraden der breiten Öffentlichkeit die seinerzeit einmaligen Möglichkeiten des Hubschraubers in zahlreichen Vorführungen und Übungen vor Augen zu führen. Allerdings wurde der Einsatz von Hubschraubern zu dieser Zeit durch den auch für sie geltenden strengen „Flugplatzzwang“ weitgehend eingeschränkt.

  • Da 1962 in der Bundesrepublik nur rund 30 zivile Hubschrauber registriert waren, gingen Hampe und seine Gesellschaft für Hubschrauber-Verwendung daran, parallel zu ihren Bemühungen um den Hubschrauber auch die vorhandenen zivilen Flächenflugzeuge in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Sie begannen in den einzelnen Bundesländern „Luftrettungsstaffeln“ aufzustellen, die im Fall von Gefahren und Katastrophen den zuständigen Behörden und Hilfsorganisationen für die rasche Erkundung und Überwachung des Einsatzes der Bodenkräfte zur Verfügung stehen sollten.

    Nicht überall stießen die Pläne Hampes auf große Zustimmung. In seinen 1979 veröffentlichten Memoiren schrieb er: „… Leider blieben manche Landesregierungen diesem Plan verschlossen. Anstatt die angebotene Hilfe des Bürgers aufzugreifen, wählten sie lieber den Rückgriff auf die Fliegergruppe des Bundesgrenzschutzes oder der Bundeswehr. Daß sie sich damit abhängig machten und nicht sofort mit eigenen Mitteln die Erkundung und Überwachung aus der Luft betreiben konnten, hat sich in manch späteren Fällen als sehr nachteilig erwiesen. Solange Katastrophenbekämpfung von Schreibtischstrategen gemacht wird, wird ein ausreichendes Ergebnis im Gefahrenfall nicht erreicht werden.“

    Die erste Luftrettungsstaffel (Nord) konnte Hampe 1964 in Dienst stellen. Auf 10 Plätzen in Hamburg und Schleswig-Holstein standen 54 Flugzeuge bereit. 1967 folgte die Luftrettungsstaffel West mit 35 Flächenflugzeugen auf 7 Flugplätzen in Nordrhein-Westfahlen. Zur gleichen Zeit begannen in Bayern erste Gespräche über die Aufstellung einer Luftrettungsstaffel Süd. Im Gegensatz zu den Behörden anderer Bundesländer zeigte sich das Bayerische Staatsministerium des Innern – hier im Besonderen der damalige Ministerialrat Dr. Hellmuth Oehler – den Ideen Hampes besonders aufgeschlossen, was nicht folgenlos bleiben sollte.