LRSt-Jahreshauptversammlung 2023 in Kempten mit Neuwahlen

  • Nach mehreren Jahren, in denen die Jahreshauptversammlungen der Luftrettungsstaffel coronabedingt auf Herbst verschoben werden mussten, fand die Jahreshauptversammlung 2023 erstmals wieder, wie in der Zeit vor Corona, im Frühjahr statt.

    Am Vormittag des 29. April wurde das Präsidium der Luftrettungsstaffel im Duracher Rathaus von Landrätin Indra Baier-Müller, dem dortigen 1. Bürgermeister Gerhard Hock und dem Geschäftsführer des Flugplatzes Konstantin Hadroessek empfangen. Frau Baier-Müller lobte das ehrenamtliche Engagement der Luftrettungsstaffel und würdigte den Einsatz der Piloten als wichtigen Bestandteil des Katastrophenschutzes. Sie wies auf die großen Waldflächen im Landkreis Kempten hin, die durch die Waldbrandbeobachtung mit Hilfe der Luftrettungsstaffel auch in den warmen und trockenen Sommermonaten gut geschützt seien. Der Duracher Bürgermeister Gerhard Hock und der Geschäftsführer des Flugplatzes Konstantin Hadroessek erläuterten die Geschichte des Kemptener Flugplatzes der, 1933 als Segelflugplatz gegründet, im Dritten Reich von der Wehrmacht vereinnahmt wurde.

    Der neue Stützpunktleiter der Luftrettungsstaffel in Schwaben, Stefan Steiner, erklärte die Besonderheiten der Staffel im Kemptener Raum, in dem große Waldflächen im Hochgebirge liegen. Der Präsident der Luftrettungsstaffel Karl Herrmann bedankte sich für den Empfang und überreichte Landrätin Baier-Müller und Bürgermeister Gerhard Hock jeweils die Gedenkmedaille der Luftrettungsstaffel, sowie den LRSt-Kalender 2023 mit Einsatzmotiven der Staffel.


    Pünktlich um 14 Uhr begrüßten der Flugbereitschaftsleiter Schwaben, Daniel Schwenzel und der neue Stützpunktleiter Kempten, Stefan Steiner die Versammlung im Kemptener Hotel Waldhorn. Daniel Schwenzel bedankte sich bei Stefan Steiner für die Bereitschaft, sich für Kempten als Stützpunktleiter zur Verfügung zu stellen und der Präsident sprach seinen Dank für die perfekte Organisation der Jahreshauptversammlung aus.

    Präsident Herrmann richtete Grüße des Leiters der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg, Dr. Dehmke, des Ehrenmitglieds Jürgen Wehrens, der Landrätin Baier-Müller, die die Versammlung am Nachmittag leider nicht mehr begleiten konnte, und des Landesvorsitzenden des Landesfeuerwehrverbandes, Kamerad Eitzenberger, der aufgrund einer Vorstandsitzung verhindert war, aus. Der ebenfalls eingeladene Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz Ralph Eichbauer wurde an diesem Tag durch seinen Stellvertreter Roland Hölzle vertreten. Dieser erinnerte noch einmal daran, dass zu seinem Einzugsbereich auch 3.500 qkm Gebirgswald gehören. Harald Görres vom Luftsportverband Bayern überbrachte Grüße seines Vorsitzenden Bernhard Drummer.

    Zahlreiche Ehrungen

    Mit der Verdienstmedaille in Silber zeichnete Karl Hermann die Mitarbeiterin des Bayerischen Innenministeriums, Susanna Kühner aus. Die Luftrettungsstaffel als besondere Einheit des Katastrophenschutzes ehre damit Frau Kühner für ihren besonderen Einsatz, so Herrmann. Sie habe an Luftbeobachter-Lehrgängen teilgenommen und sich gründlichst in die Katastrophenschutzaufgaben der Luftrettungsstaffel eingearbeitet. Bei der Umstellung auf den Digitalfunk habe sie sich maßgeblich für die Ausstattung der Luftbeobachter mit eigenen Digitalfunkgeräten stark gemacht. Für die Einsatzflugzeuge der Staffel half sie mit, eine ausreichende Zahl entsprechender Antennen zu beschaffen.


    Frau Kühner bedankte sich für das Engagement der Piloten der Luftrettungsstaffel, deren Arbeit sie von Anfang an bewundert habe. Die Teilnahme an den Lehrgängen der Luftrettungsstaffel habe ihr einen guten Einblick in die Aufgaben der Piloten und Luftbeobachter gegeben.

    Mit der Verdienstmedaille in Silber wurde ebenfalls Christoph Lermer ausgezeichnet, der seit 2011 die Flugbereitschaft Niederbayern führt. Präsident Herrmann begründete dessen Ehrung vor allem mit der vorbildlichen Zusammenarbeit mit Behörden und der ruhigen Führungsart, die bei Piloten und Luftbeobachtern für große Beliebtheit sorgen.


    Die LRSt-Verdienstmedaille in Bronze wurde Michael Summer zuerkannt. Seit 1998 als Einsatzpilot im Dienst der Luftrettungsstaffel, war er von 2011 bis zum 28.4.2023 Stützpunktleiter der Staffel in Kempten und habe sich um den Stützpunkt ebenso sehr verdient gemacht, wie um die Luftrettungsstaffel im Allgemeinen, führte Präsident Herrmann aus.


    Eine Ehrung besonderer Art erhielt Karl Herrmann jun. vom Deutschen Feuerwehrverband für seine Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, die er mit seiner Arbeit über viele Jahre vom Boden und aus der Luft unterstützt hat. „Die Feuerwehren des Freistaates Bayern und die Luftrettungsstaffel Bayern haben in der Vergangenheit überzeugende Beispiele einer erfolgreichen Zusammenarbeit geliefert. Als Pilot des unterfränkischen schnellen Einsatzflugzeuges hat Karl Herrmann jun. auch die Bodenkräfte in Hessen und Baden-Württemberg in den zurückliegenden 25 Jahren bei Wald- und Flächenbränden erfolgreich unterstützt.“


    Die Ehrung wurde vom Vizepräsidenten der Luftrettungsstaffel Dieter Naber vorgenommen.

    Im Anschluss an die durchgeführten Ehrungen wurden drei besonders hochverdiente Kameraden der Luftrettungsstaffel in den Ruhestand verabschiedet:
    – Fritz Frenzel, seit 1980 in der Flugbereitschaft aktiv, seit mehr als zwei Jahrzehnten deren Leiter, sah als besonderen Akzent seiner Arbeit den Umweltschutz. Beachtenswert seine Fortbildungen am Flughafen Nürnberg mit Schirmherr Dr. Beckstein und auf dem Stützpunkt Rothenburgmit Landwirtschaftsminister Miller.


    – Adolf Nüßlein, der nach seiner Laufbahn als Jetpilot seit 1963 ziviler Pilot und im Katastrophenschutz engagiert war:  Einsatzpilot, Stützpunktleiter in Bamberg, ab  2000 Flugbereitschaftsleiter und schließlich seit 2002 auch Vizepräsident der Luftrettungsstaffel Bayern.

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    – Bernd Große, der sich seit als Stützpunktleiter in Hettstadt und ab 2002 als Flugbereitschaftsleiter Unterfranken, große Verdienste um die Luftrettungsstaffel erworben hatte und sich im Rahmen seiner Tätigkeit mit Ideen und durch tatkräftige Unterstützung in die LBO-Ausbildung der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg höchst erfolgreich einbrachte.

    Auf Antrag des Präsidiums der Luftrettungsstaffel Bayern stimmte die Jahreshauptversammlung, im Rahmen der Verabschiedung der verdienten Kameraden, über deren Ehrenmitgliedschaft in der Luftrettungsstaffel Bayern ab. Die Versammlung stimmte diesem Antrag ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen zu.

  • Bericht des Präsidenten

    Präsident Herrmann wies in seinem noch einmal darauf hin, dass nach der letzten Jahreshauptversammlung in Regenstauf nur etwa 7 Monate vergangen waren, und keine weiteren Einsatzflüge stattgefunden haben. Sein Bericht sei daher entsprechend kurz, auch, wenn die Arbeit am Boden – das Halten der Kontakte zu den Behörden und insbesondere zum Innenministerium – ebenso, wie die Vorbereitung der kommenden Saison keine Pause dulde. Durch Wechsel der Personen, längere Krankheit, Homeoffice und eine daraus folgende Arbeitsüberlastung, auch im Innenministerium, sei es aktuell eine besondere Herausforderung für ihn, die wichtigen und positiven Kontakte zum Innenministerium aufrecht zu erhalten.

    Nach der Coronapause sei der Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten in der Teilnehmerzahl höher ausgefallen, als in den vergangenen Jahren, was die Aufnahme von Kontakten am Rande des Empfangs und einen inhaltlichen Austausch sehr erschwert habe. Zumindest der Neujahrsempfang beim Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann habe dann aber in einer sehr kommunikativen Atmosphäre stattgefunden. Der Grundstein eines Staatsempfangs zum 55-jährigen Bestehen der Luftrettungsstaffel Bayern, der am 21.7.2023 im Fürstensaal der Residenz in Würzburg stattfinden soll, sei unter anderem hier gelegt worden. Ebenfalls habe es gute Möglichkeiten zu einem intensiveren Austausch beim „Kamingespräch“ des Luftsportverbandes Bayern mit Vertretern aus verschiedenen Ministerien und Luftämtern gegeben. das nach der Coronapause erstmals wieder stattgefunden habe.

    Am Ende seines Berichts dankte der Präsident voller Stolz dem Team der Flugbereitschafts- und Stützpunktleiter und den Einsatzpiloten für ihr Engagement für die Luftrettungsstaffel Bayern. Er wünschte eine unfall- und coronafreie Saison und bat um zeitnahe Übermittlung der Einsatzberichte.

    Aus den Referaten

    Hermann Stieber (Referat LBO Ausbildung) wies auf die umfangreichen Vorbereitungen zu Schulungen des LRSt-Personals an der staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg hin, und bat dringend darum, diese Angebote, die für einen reibungslosen und effektiven Flugbetrieb wichtig seien, auch anzunehmen. Es kann nicht angehen, dass diese wichtigen Weiterbildungen abgesagt würden, weil sich zu wenige Teilnehmer melden! Nächster Termin: 6. bis 8. Oktober 2023.


    Karl Herrmann jun. (Referat Einsatz) legte seinen Bericht für das Jahr 2022 bereits im Dezember vor. Insgesamt wurden 704 angeordnete Einsätze mit einer Gesamtdauer von 977 Stunden von der Luftrettungsstaffel geflogen, über 10.780 Flüge mit einer Gesamtdauer von 8407 Stunden wurden ehrenamtlich erbracht. Bei diesen Flügen wurden unter anderem 796 Rauchentwicklungen gesichtet, angeflogen und kontrolliert. Gemeldet wurden u.a.134 Flächenbrände, 43 Waldbrände und 14 Gebäudebrände. Allein diesen Zahlen machen deutlich, dass die Luftrettungsstaffel Bayern einen unverzichtbaren Beitrag für den Katastrophenschutz leistet. In den meisten Fällen werden durch die Einsätze größere Schäden an Menschen und Natur verhindert. Der aktuelle Personalbestand beträgt 343 Pilotinnen und Piloten mit einem Altersdurchschnitt von 59 Jahren.


    Steffen Gerschner (Referat Ausbildung) berichtete von einer Stufe II Ausbildung in Niederbayern, vom LBO-Grundlehrgang im Juli 2022 mit 41 Starts und rund 36 Stunden Flugzeit der vier Flächenflugzeuge und einem Hubschrauber. Er dankte der Feuerwehrschule und dem Lehr und Pilotenteam der Staffel. Für 2023 ist wieder ein LBO-Grundlehrgang ausgeschrieben. Den Fortbildungsmaßnahmen 2023 wünschte er viel Erfolg und eine unfallfreie Durchführung.


    Jörg Herrmannsdörfer (Referat Hubschrauber und Drohneneinsatz) wies auf die erhebliche Zunahme von Drohnen und deren schnelle technische Entwicklung hin. Sicher könne einmal eine flächendeckende Waldbrandüberwachung mit Drohnen möglich sein, bis dahin würden aber noch viele Jahr vergehen. Aktuell sei hingegen die Gefahr durch Drohnen bei Einsatzflügen an der Einsatzstelle. In diesem Fall gebe es nur eines: den Einsatzort aus Gründen der Sicherheit sofort zu verlassen.

    Kassenbericht

    Schatzmeister Dieter Naber legte einen ausgeglichenen Kassenbericht vor, dessen Stimmigkeit durch die Revisoren Daniel Schwenzel und Bernd Große bestätigt wurde. Der Kassenbericht wurde in der Versammlung ohne Enthaltung und ohne Gegenstimmen genehmigt, dem Schatzmeister ein großes Lob gezollt und der gesamte Vorstand einstimmig entlastet.

    Neuwahlen

    Als Wahlleiter wurde Daniel Schwenzel von der Versammlung bestätigt.


    Er stellte fest, dass für die Neuwahl ein Wahlvorschlag eingegangen sei. In diesem Wahlvorschlag wurde Karl Herrmann (sen.) wieder als Präsident vorgeschlagen, ebenso der bisherige Vizepräsident/ Schatzmeister Dieter Naber. Für den aus Altersgründen ausgeschiedenen Vizepräsident Adolf Nüßlein wurde Jörg Herrmannsdörfer als sein Nachfolger vorgeschlagen.

    Das neue Präsidium wurde, dem Wahlvorschlag entsprechend, in einer Blockwahl, ohne Gegenstimmen und Enthaltungen von der Versammlung gewählt. Alle gewählten nahmen die Wahl an und dankten für das gezeigte Vertrauen. Ebenso wurden im Nachgang alle Referenten durch das neue Präsidium in ihren Ämtern bestätigt. Stützpunktleiter G. Schmirler lud die Staffel zur Jahreshauptversammlung 2024 nach Neumarkt ein und erhielt einstimmige Zustimmung der Versammlung für seinen Vorschlag. Zum Abschluss der Jahreshauptversammlung 2023 bedankte sich Präsident Karl Herrmann bei allen Teilnehmern und wünschte ein gesundes Wiedersehen und eine unfallfreie, erfolgreiche Beobachtungszeit 2023.

    Das neue Präsidium der Luftrettungsstaffel: (v.l.) D. Schwenzel, Präsident K. Herrmann, G. Stöhr, K. Herrmann jun. B. Große, C. Lermer, A. Nüßlein, A-H. Stangl, D. Naber, H. Stieber, J. Kusch, S. Gerschner, J. Herrmannsdörfer, G. Lehmacher. Es fehlen W. Geistmann, J. Wehrens, F. Frenzel und H. Stock

    Text und Fotos: LRSt-Presse R. und G. Lehmacher