35 Jahre Luftrettungsstaffel Bayern e.V.

  • Die Verdienste der Luftrettungsstaffel Bayern e.V. in den letzten 35 Jahren würdigte Innenminister Dr. Günther Beckstein in Vertretung von Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber im Rahmen eines Festaktes mit anschließendem Staatsempfang am 4. Juli 2003, im Kaiser- und Rittersaal der Nürnberger Kaiserburg.


    Die Witterung in den letzten Monaten war geprägt durch große Hitze verbunden mit extremer Trockenheit. Bayern blieb dennoch von verheerenden Waldbränden und deren fürchterlichen Folgen für Natur und Mensch verschont. Dies ist mit den Flügen der Luftrettungsstaffel Bayern zur vorbeugenden Waldbrandüberwachung zu verdanken: Durch diese können Gefahren bereits im Entstehungsstadium entdeckt, bekämpft und damit unschädlich gemacht werden. Allein heuer war die Luftrettungsstaffel im Auftrag der Katastrophenschutzbehörden dazu bereits über 560 Einsatzstunden in der Luft; die freiwilligen unbezahlten Überwachungsflüge gehen dabei in die Tausende.

  • „Wenn es die Luftrettungsstaffel Bayern, die in ihrer Form bundesweit beispielhaft ist, nicht gäbe, müsste sie erfunden werden. Sie hat sich zu einer besonderen Stütze des Katastrophenschutzes entwickelt. Die hervorragenden Leistungen und das professionelle Handeln der ehrenamtlich Tätigen, gleich ob beim Präsidium, seitens der Flugbereitschaftsleiter, der Stützpunktleiter, allen Einsatzpilotinnen- und piloten sowie der Luftbeobachter dient meine besondere Hochachtung und Anerkennung“, lobte Beckstein.
    1968 bestand die Luftrettungsstaffel Bayern noch aus 69 Piloten mit 33 Flugzeugen, die von 11 Flugplätzen. Sie wurde mit Unterstützung des Staatsministeriums des Innern am 20.07.1968 gegründet um dabei zu helfen, großflächige Katastrophen- und Unglücksfälle wie Waldbrände und Hochwasser zu bekämpfen und zu verhindern. Seit 1973 ist die Staffel fester Bestandteil der Katastrophenschutzplanung und umfasst heute 330 ehrenamtliche Pilotinnen und Piloten mit 159 Flugzeugen und 9 Hubschraubern, die auf über 30 Flugplätzen flächendeckend in ganz Bayern verteilt sind. Die Katastrophenschutzbehörden können so überall bei Bedarf jederzeit zum Selbstkostenpreis über Luftfahrzeuge verfügen ohne selbst Luftfahrzeuge vorhalten zu müssen. Gerade aus der Luft lassen sich durch speziell ausgebildete Luftbeobachter Waldbrände besonders gut entdecken. So konnte auch der größte Waldbrand in Bayern, der sich 1976 in der Oberpfalz ereignete, nach wenigen Stunden unter Kontrolle gebracht werden.
    Seit der Gründung war die Luftrettungsstaffel rund 36 Millionen Kilometer über Bayern unterwegs; dies entspricht in etwa 900 Umkreisungen der Erde oder fast 500 Flügen zum Mond. Die bayerischen Luftbeobachter und Piloten haben dabei nahezu 600 Wald- und Flächenbrände entdeckt und weitergemeldet, über 550 Angehörige von Feuerwehr, Forstverwaltung und Katastrophenschutz zu Luftbeobachtern ausgebildet und fast 100 Fälle grober Umweltverschmutzung erkannt und weitergemeldet.
Begrüßung durch den LRSt-Präsidenten Karl Herrmann
  • Willkommen zum Festakt der Staffel und zum Empfang der Staatsregierung
    anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Luftrettungsstaffel Bayern.
    Es mag sich mancher gewundert haben, dass eine solch ungerade Zahl Anlass zum feiern gibt. Doch dafür können mehrfache Gründe angeführt werden: denn wir feiern, dem Grunde nach, eigentlich eine runde 50!

    Ich begrüße unseren Innenminister Dr. Günter Beckstein.
    Damals, frisch im Amt, haben Sie die Luftrettungsstaffel in einer Feierstunde kennen gelernt. Zwischenzeitlich haben wir Sie, Herr Staatsminister, davon überzeugen können, dass die Luftrettungsstaffel für unseren Freistaat unverzichtbar geworden ist. Das haben Sie uns, dankenswerter Weise durch Wort und Tat bestätigt. Auch die Tatsache, dass Sie heute wieder die Festansprache halten und mit dem Empfang der Staatsregierung unserer Feierstunde einen angemessenen Rahmen geben, nehmen wir als Zeichen der Wertschätzung unserer Organisation erfreut zur Kenntnis.

    Stellvertretend für die bayerischen Forstdirektionen begrüße ich herzlich, Herrn Forstpräsident Seefelder von der Forstdirektion Oberfranken-Mittelfranken.
    Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz der Staffel ist ein geschultes Team an Bord des Flugzeugs. Alle bayerischen Feuerwehrschulen bringen sich in diese Arbeit ein. Regensburg stellt Luftbeobachter für den Stützpunkt Regensburg-Oberhub, Geretsried ist Fortbildungsstätte für Personal und Piloten der Luftrettungsstaffel, Würzburg ist Aus- und Fortbildungsstätte der bayerischen Luftbeobachter. Ich freue mich, dass uns die Schuldirektoren, die Kollegen Dipl. Ing. Rieck, Regensburg, Dr. Schwarz Geretsried und Dipl. Ing. Häger, Würzburg, die Ehre ihrer Teilnahme erweisen.

    Ich begrüße in diesem Zusammenhang die Schüler der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg, unsere Luftbeobachter, aus den Forstämtern und Forstdirektionen, aus den Landratsämtern und Regierungen, von den Freiwilligen und Berufsfeuerwehren. Die gute Zusammenarbeit der Einsatzflugzeuge mit den Bodenkräften ist Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz.

    Die Luftrettungsstaffel hat ein gutes Verhältnis zu den fliegenden Kameraden der bayerischen Polizei-Hubschrauberstaffel. Diese unterstützt die Arbeit der Staffel bei der Aus- und Fortbildung der Luftbeobachter. Wenngleich der Polizeihubschrauber nicht der normale Arbeitsplatz des Luftbeobachters ist, findet er sich bei überschwemmten Flugplätzen, wie dies in diesem und letzten Jahr der Fall war, schnell im einem der Staffel-Hubschrauber wieder und muss auch in diesem Fluggerät seine wertvolle Arbeit verrichten können. Mit besonderer Freude begrüße ich deshalb Polizeidirektor Hans-Jürgen Bassalig, von der Hubschrauberstaffel Bayern.
    Bei ihren Einsätzen werden an die Staffelpiloten, die ich bei dieser Gelegenheit herzlich begrüße, hohe Anforderungen gestellt.

  • Im Interesse der Allgemeinheit und zur Gefahrenabwehr müssen sie unter besonderen gesetzlichen Bedingungen operieren: schnelle Verfügbarkeit des Fluggeräts, Einschränkung der Flughöhe durch die Benutzung des BOS-Funks, Unterschreitung der Überland- und Mindestflughöhe zur genauen Schadensfeststellung werden vom Piloten gefordert. Wir bedanken uns für diese Unterstützung und freuen uns, den Leiter des Luftamts Nordbayern, Regierungsdirektor Klaus Kreitinger als unseren Ehrengast begrüßen zu dürfen.

    Unser Kontakt zu dem Kameraden der Bundeswehr ist gut. Sind doch auch Flugsportgruppen des Bundeswehr und deren Militärplätze Stützpunkte der Staffel. Seit 5 Jahren ist ein schnelles Einsatzflugzeug (SEF) der Staffel auf dem US-Army-Airfield in Giebelstadt stationiert. Im letzten Jahr haben die amerkanischen Streitkräfte zusammen mit den unterfränkischen Piloten und Luftbeobachtern die Großübung „Searching Wings“ erfolgreich bewältigt. Selbst Nachteinsätze konnten, dank amerikanischer Unterstützung erfolgreich durchgeführt werden.

    Die Arbeit der Luftrettungsstaffel wäre nicht möglich, ohne die bayerischen Luftsportvereine. Ich begrüße die Vorstände und Vorsitzenden unserer Stützpunkt-Vereine, die unserer Staffel Fluggelände, Fluggeräte und Piloten zur Verfügung stellen. Zwischen den Luftsport-Verband und der Luftrettungsstaffel Bayern gibt es eine erfolgreiche, untrennbare Zusammenarbeit, zum Nutzen der Allgemeinheit und zum Nutzen des Luftsports.

    35 Jahre Luftrettungsstaffel Bayern wären nicht möglich gewesen ohne die Arbeit unserer Stützpunktleiter und deren Stellvertreter, ohne die Kameraden im Präsidium der Staffel. Ich möchte mich für die geleistete Arbeit bedanken und sie herzlich willkommen heißen. Mein besonderer Gruß gilt meinem Vorgänger und Ehrenpräsident Reiner Vorholz und seiner Gattin, dem Ehrenmitglied Johann Weinholzner, Niederbayern, mit Gattin und unserem Ehrenmitglied Johannes Schramm, Schwaben. Er war der „Vater“ der Bekämpfung der Fuchstollwut aus dem Flugzeug und hat Millionen von Impfködern über ganz Bayern ausgebracht. Anerkennenden Dank auch an das Bläserensemble der Bayerischen Polizei unter der Leitung von Polizeikommisar Sontheimer für die ausgezeichnete musikalisch Umrahmung unseres Festakts.

    Und last, but not least, Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kaiserburg für die geleistete Arbeit und Unterstützung unserer Festveranstaltung.
    Ihnen allen wünsche ich einen angenehmen Abend, gute Gespräche und einen schönen Aufenthalt, hier auf der Kaiserburg. Wir freuen uns auf den Festvortrag unseres Innenministers Dr. Günter Beckstein.

Festrede des Bayerischen Innernministers Dr. Günther Beckstein
  • Die Luftrettungsstaffel Bayern e.V. feiert heuer ihr 35-jähriges Bestehen. Die bayerischen Katastrophenschutzbehörden können damit bereits dreieinhalb Jahrzehnte eine Einrichtung nutzen, die in dieser Form in der Bundesrepublik Deutschland beispielhaft ist. Sie können flächendeckend bei Bedarf jederzeit zum Selbstkostenpreis über Luftfahrzeuge verfügen, ohne selbst Luftfahrzeuge vorhalten zu müssen.

    Mag das 35-jährige Bestehen für manche vielleicht ein „unrundes“ Jubiläum sein – ich habe jedenfalls keinen Moment gezögert, diesen Staatsempfang auf Grund der außerordentlichen Verdienste der Luftrettungsstaffel um die Sicherheit unserer Bürger und die Natur im Freistaat Bayern vorzuschlagen. Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber hat mir diesen Wunsch auch sehr gerne erfüllt. Die letzten 35 Jahre haben gezeigt, dass die Luftrettungsstaffel aus der Katastrophenschutzplanung und dem Katastrophenschutzeinsatz in Bayern nicht mehr wegzudenken ist. Völlig verdient wurde die Luftrettungsstaffel zusammen mit den Feuerwehren für ihre Leistungen bereits 1990 mit der Umweltmedaille des Freistaates Bayern ausgezeichnet!

    Blicken wir kurz zurück auf die Entstehungsgeschichte: Die Luftrettungsstaffel Bayern wurde am 20. Juli 1968 mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern auf dem Flugplatz München-Neubiberg in Dienst gestellt. Erklärtes Ziel war es, großflächige Katastrophen- und Unglücksfälle wie Waldbrände und Hochwasser zu bekämpfen und zu verhindern. Im Gründungsjahr 1968 bestand die Luftrettungsstaffel Bayern aus 69 Piloten mit 33 Flugzeugen, die auf 11 Flugplätzen stationiert waren. Seit 1973 ist die Staffel fester Bestandteil der Katastrophenschutzplanung des Freistaates Bayern. Heute umfasst die Luftrettungsstaffel rund 330 ehrenamtlich tätige Pilotinnen und Piloten mit 159 Flächenflugzeugen und 9 Hubschraubern, die auf über 30 Stützpunkten flächendeckend in ganz Bayern verteilt sind. Der erste Lehrgang fand im Oktober 1968 auf dem Flugplatz München-Neubiberg statt. Seither werden mit finanzieller Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern jährlich Angehörige des Katastrophenschutzes, der Feuerwehren, der Staatlichen Forstverwaltung und der Polizei in einwöchigen zentralen Lehrgängen zu Luftbeobachtern ausgebildet. Die Waldbrandkatastrophe in Niedersachsen hatte 1976 in erschreckendem Maße gezeigt, wie ohnmächtig der Mensch teilweise den Naturgewalten gegenübersteht. Katastrophenschutz und Feuerwehren mussten hilflos zusehen, wie 8.000 Hektar Wald und 50.000 Hektar Heide und Fluren abbrannten. Die Luftrettungsstaffel Bayern sorgte dabei auf Anordnung des Staatsministeriums des Innern täglich mit bis zu 14 Flugzeugen für vorbeugende Brandüberwachung. Durch die rechtzeitige Entdeckung aus der Luft konnten die meisten der georteten 191 Brände bereits im Entstehungsstadium durch das tatkräftige und entschlossene Eingreifen der örtlichen Feuerwehren und Hilfsorganisationen gelöscht werden.
    Auch der größte Waldbrand in Bayern, der sich unter ungünstigsten Bedingungen 1976 in der Oberpfalz ereignete, war nach wenigen Stunden unter Kontrolle.

    Die bisherigen Leistungen der Luftrettungsstaffel sprechen für sich. Seit der Gründung waren die Flugzeuge der Luftrettungsstaffel Bayern rund 36 Millionen Kilometer über Bayern unterwegs; dies entspricht in etwa 900 Umkreisungen der Erde oder fast 500 Flügen zum Mond.


  • Die Überwachungsflüge gehen dabei in die Tausende. Hunderte von Feuerstellen konnten dabei entdeckt, geortet und kontrolliert, Wald-, Flächen- und Kfz.Brände, sowie Verkehrsunfälle gemeldet, Wasserverschmutzungen entdeckt und der Borkenkäferbefall festgestellt werden. Die Luftrettungsstaffel hat dabei eindeutig bewiesen, dass sie auch diesen extremen Anforderungen ohne weiteres gerecht werden kann. Wenn die Katastrophenschutzbehörden auf Grund drohender Waldbrandgefahr Luftbeobachtung anordnen, ist es dank eingespielter Verfahrensabläufe möglich, innerhalb kürzester Zeit großflächig waldbrandgefährdete Gebiete aus der Luft zu beobachten.

    Die Luftrettungsstaffel Bayern ist fester Bestandteil des bayerischen Katastrophenschutzes. Eine besondere Stütze des Katastrophenschutzes sind neben den Feuerwehren und den Sanitätsorganisationen weitere freiwillige Organisationen wie die Luftrettungsstaffel. Die immensen Anstrengungen, die hinter einem Hilfeleistungsangebot wie dem der Luftrettungsstaffel stehen, werden von Außenstehenden oft nicht genügend wahrgenommen. Dass dies alles ehrenamtlich geschieht, kann der Luftrettungsstaffel Bayern nicht hoch genug angerechnet werden! Nicht umsonst bezeichnet unser Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber die ehrenamtlich Tätigen stets als „Rückgrat unserer Gesellschaft“! Ein jeder von Ihnen leistet mit seiner Qualitätsarbeit einen immens wichtigen Beitrag für die Sicherheit im Freistaat Bayern. Ihr Leitmotiv heißt professionelle Arbeit.

    Ich bedanke mich im Namen des Freistaates Bayern beim Präsidenten, Karl Herrmann, beim Präsidium, bei den Flugbereitschaftsleitern, den Stützpunktleitern und allen Einsatzpilotinnen und -piloten der Luftrettungsstaffel Bayern für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre großartige Hilfsbereitschaft.
    Mit meinem aufrichtigen Dank für Ihr beispielhaftes Engagement in den zurückliegenden 35 Jahren verbinde ich gleichzeitig den Wunsch, dass Sie auch in Zukunft so erfolgreich wie bisher tätig sein mögen. Hals- und Beinbruch und Gottes Segen für die kommenden Jahre und Jahrzehnte!