Jahreshauptversammlung 2020:
Keine Veränderungen im Präsidium

  • Erwartungsgemäß war die Jahreshauptversammlung in diesem Jahr, die auf Einladung von Flugbereitschaftsleiter Christian Lermer in Straubing stattfand, von den Auswirkungen der Corona-Pandemie überschattet. Das betraf sowohl die Inhalte der Berichte, das Programm und die Durchführung der Versammlung, die Teilnehmerzahlen der eigentlichen Jahreshauptversammlung und schließlich auch den Umstand, dass keine Vertreter der Politik als Festredner oder Gäste anwesend waren. Dennoch kann man die Jahreshauptversammlung in Straubing trotzdem oder gerade wegen der gelungenen Durchführung als vollen Erfolg werten.


    Für die Mitglieder des Präsidiums begann die Jahreshauptversammlung bereits am 9. Oktober 2020 mit dem Besuch eines besonderen Museums – dem Gerhard-Neumann-Museum in Niederalteich, etwa eine halbe Stunde mit dem Auto von Straubing entfernt. Dort findet sich in der Nähe der Basilika und Wallfahrtskirche eine wirklich eindrucksvolle Sammlung von Flugzeugen und Exponaten rund um das Thema Starfighter und allgemein dem Fliegen. Das an sich sehr kleine Museum birgt auf engstem Raum eine unerwartete Fülle an teils einmaligen Ausstellungsstücken und bietet mit seiner großen Aula trotzdem genug Platz, um die nötigen Abstände untereinander einzuhalten. Und nicht nur das – auch viel Geschichte und Geschichten: Josef Voggenreiter erzählt mit leuchtenden Augen und sehr unterhaltsam, wie er zu den einzelnen Exponaten kam, erklärt einiges zur Geschichte des F-104 Starfighters, gibt kleine Anekdoten ehemaliger Starfighter-Piloten zum besten und erklärt nebenbei die Funktionsweise eines Strahltriebwerks so einfach, dass auch ein Grundschüler verstehen kann, wie eine „Turbine“ funktioniert. Mit einem Augenzwinkern weist er ab und zu darauf hin, dass er schon bis Mitternacht brauchen wird, um sein Museum vorzustellen. Als die Führung schließlich bei dem Wrack einer abgestürzten Barracuda-Drohne endet, hat kaum jemand bemerkt, dass der Besuch des Museums bereits eine Stunde länger dauerte als geplant.


  • Entsprechend begann die letzte Präsidiumssitzung vor den Wahlen verspätet. Präsident Karl Herrmann eröffnete die Sitzung mit der erst wenige Tage alten Nachricht vom Tod des Ehrenpräsidenten Dipl. Ing. Reiner Vorholz, und würdigte in einem kurzen Rückblick dessen Lebensleistung für die Luftrettungsstaffel Bayern. Neben den Berichten aus den Flugbereitschaften, vorgetragen durch die Stützpunktleiter, die vollständig anwesend waren, und dem Bericht von Karl Herrmann jun. für das Referat Einsatz, waren immer wieder die Erfahrungen bei den Einsatzflügen mit Corona-Schutzmaßnahmen ein wichtiges Thema. Präsident Herrmann wies noch einmal besonders auf die vom Präsidium der Luftrettungsstaffel sehr schnell und professionell zusammengestellten internen Regelungen für den Umgang mit Corona hin, die gleich zu Beginn des Lockdowns dem Innenministerium vorgestellt werden konnten, und auf deren Basis der Flugbetrieb der Luftrettungsstaffel ohne Einschränkungen während der gesamten Saison durchgeführt werden konnten. Dass diese Regeln bei der Durchführung eingehalten wurden, mag dazu beigetragen haben, dass die Saison nicht nur unfallfrei, sondern auch im Hinblick auf Covid-19, ohne Zwischenfälle ablief. Sorgen bereiteten Referatsleiter Herrmann jun. einzelne Stützpunkte, deren Einsatzberichte mehr als einen Tag verspätet bei ihm eintrafen, im Fall eines Stützpunktes sogar oft erst nach einer Woche. Weiterhin wurde in der letzten Präsidiumssitzung der alten Wahlperiode beschlossen, dass es zwei neue Referate geben wird: Eines das sich mit Hubschrauber- und Drohneneinsätzen befassen wird und das Referat Luftbeobachterausbildung. Gegen Ende der Sitzung wurde dem Präsidium die neue Homepage vorgestellt, die in den nächsten Tagen online gehen wird. Augenmerk beim Re-Design lag dabei auf einem modernen, aber gleichzeitig seriösen und adaptiven Design. Mit WordPress wurde bewusst eine sehr verbreitete Plattform gewählt, die mit großer Sicherheit technisch eine ausgereifte Lösung darstellt, aber auch technisch zukunftsweisend ist. Eine sehr große Herausforderung war dabei das extrem umfangreiche Archiv, in den vergangenen fast 20 Jahren vom Webmaster Herrmann jun. aufgebaut, in das neue Layout zu überführen.
Mitgliederversammlung und Wahlen am Flugplatz in Straubing
  • Auf ein gemeinsames Vormittagsprogramm am Samstag, mit Empfang im Rathaus, wurde wegen der Corona-Pandemie verzichtet. Die eigentliche Jahreshauptversammlung, die wegen des Lockdowns um etwa ein halbes Jahr verschoben werden musste, begann in der Gaststätte des Flugplatzes Straubing pünktlich um 14.00 Uhr.

    Präsident Herrmann wies zu Beginn darauf hin, dass es in diesem Jahr keine weiteren Grußworte geben würde, da die Vertreter des Innenministeriums, der Feuerwehren und der Politik sich aus nachvollziehbaren Gründen keinen vermeidbaren Risiken aussetzen wollten und schweren Herzens abgesagt hatten. Sie haben herzliche Grüße übermittelt und wünschen der Versammlung einen guten Verlauf.

    Stehend nahmen die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung Abschied von verdienten, verstorbenen Mitgliedern. Karl Herrmann beklagte, dass es ein Jahr außergewöhnlich zahlreicher und schwerer Verluste gewesen sei. So habe man noch im vergangenen Jahr das Ehrenmitglied Dr. Fritz Gerfertz zu Grabe getragen, der in der Luftrettungsstaffel vom Einsatzpiloten bis hin zum Schatzmeister, bis kurz vor seinem Tod, seit Staffelgründung, viele Aufgaben übernommen hatte. Man habe völlig überraschend vom amtierenden Stützpunktleiter Richard Müller Abschied genommen, und im gleichen Jahr den Verlust des langjährigen Stützpunkteiters in Königsdorf, Edi Eichenseher, beklagen müssen. Auch auf den Tod und das Lebenswerk von Reiner Vorholz, dem früheren Präsidenten und Ehrenpräsidenten der Luftrettungsstaffel, ging Karl Herrmann vertieft ein. Besonders freue ihn, so Herrmann, dass Reiner Vorholz am 20. Juli 2018 am Staatsempfang zum 50-jährigen Bestehen der Luftrettungsstaffel noch aktiv teilnehmen konnte. Am 27.September, wenige Tage vor seinem 83. Geburtstag ist er friedlich entschlafen. In Dankbarkeit nehme die Luftrettungsstaffel Abschied von allen, im letzten Jahr verstorbenen Mitgliedern und werde ihnen stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

    Im Hinblick auf die Einsatzzahlen sei die, inzwischen praktisch vergangene Saison, ein durchaus normales Jahr mit einer üblichen Zahl von Einsatzflügen gewesen. Auch politisch habe man einiges erreicht: Erstmals habe die Luftrettungsstaffel 2019 eine Einladung zum Sommerfest des Landtags erhalten. Bei der Nominierung für den Ehrenamtspreis des Landes Bayern habe es die Luftrettungsstaffel mit vier weiteren Organisationen bis ins Finale geschafft. Dazu wurde von allen teilnehmenden Organisationen ein kurzer, aber im Falle der Luftrettungsstaffel besonders beeindruckender Film gedreht, der im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Es überrasche nicht, dass am Ende in Bayern ein Preis, der vom breiten Publikum vergeben werde, immer nur von einer mitgliederstarken Organisation gewonnen werden könne, im vorliegenden Fall von den Freiwilligen Feuerwehren. Dennoch sei man sehr zufrieden, mit dem Kurzfilm, einen guten Beitrag zur Imagebildung geliefert zu haben.

    Ebenfalls im vergangenen Jahr habe es einen Wechsel beim Landesfeuerwehrverband gegeben. Bei Alfons Weinzierl bedankte sich der Präsident für die gute Zusammenarbeit in den letzten 16 Jahren. Nun freue er sich auf das Miteinander mit seinem Nachfolger, Johann Eitzenberger, der durch die Flugbereitschaft Oberbayern bereits vor einiger Zeit mit der LRSt-Verdienstmedaille in Bronze ausgezeichnet wurde

    Nicht nachlassen werde er – so der Präsident – beim Bemühen, dass das Bayerische Ehrenzeichen, welches alle Mitglieder der Feuerwehren, der DLRG, und weiterer Hilfsorganisationen automatisch nach 25 bzw. 40 Jahren Mitgliedschaft erhalten, künftig auch die Mitglieder der Luftrettungsstaffel erhalten können. Es gebe keinen Grund, die Mitglieder der Staffel als kleine aber absolut ehrenamtliche Organisation im Katastrophenschutz von dieser Auszeichnung auszuschließen. Er werde hier so lange nachbohren, bis es eine befriedigende Lösung gebe.

    Zunehmend würden große Waldflächen nicht mehr durch Brand, sondern durch Hitze, Schädlinge und Pilzbefall in Folge des Klimawandels vernichtet, berichtet Herrmann weiter. Die Luftrettungsstaffel habe auch in diesem Zusammenhang Beobachtungs- und Dokumentationsflüge durchgeführt und werde künftig leider wohl mehr Aufgaben auf diesem Gebiet wahrnehmen müssen. Auf die erfolgreiche Arbeit der Leitstellen, der Feuerwehren und der Luftrettungsstaffel, die für die Aufgaben der Zukunft im K- Bereich gut gerüstet sind, weise die Broschüre „Waldbrandbekämpfung in Bayern“ hin, die Innenminister Joachim Herrmann noch in 2019 vorgestellt habe.

    Als Wertschätzung für die Arbeit der Luftrettungsstaffel sei auch die Einladung zum Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und des Innenministers Joachim Herrmann im Januar anzusehen. Das Medieninteresse für die Arbeit der LRSt habe weiter zugenommen. So sei die Luftrettungsstaffel neben zahlreichen Presseberichten nicht nur im Bayerischen Fernsehen, im ZDF und lokalen Sendern zu sehen gewesen, sondern erstmals seit Bestehen der Luftrettungsstaffel sei sowohl in der Bild-Zeitung, als auch im „Der Spiegel“ einen Bericht erschienen.

    Eine außerplanmäßige Aufgabe, die er auch in Zusammenarbeit mit dem, zur Zeit des Lockdowns im Rettungsdienst aktiven Pressereferenten Georg Lehmacher geschnürt habe, sei das Maßnahmenpaket zur Durchführung von Flügen während der Coronazeit gewesen. Dieses Paket, das innerhalb kürzester Zeit für die Stützpunkte zur Verfügung gestanden hat, habe dazu geführt, dass etwa 400 Flüge unter Corona-Bedingungen durchgeführt werden konnten. Dabei seien Erfahrungen gesammelt wurden, auf die das Innenministerium gerne zurückgegriffen habe, als es darum ging, den Luftsport nach dem Lockdown wieder zu ermöglichen.

  • Auf den Bericht des Präsidenten folgten die Ausführungen von Dieter Naber, der einen einwandfreien und transparenten Kassenbericht vorlegen konnte, der von beiden Revisoren gelobt und zur Entlastung empfohlen wurde. Dem Antrag auf Entlastung des Präsidiums wurde daraufhin von der Versammlung einstimmig zugestimmt.


    Karl Herrmann jun., Referatsleiter Einsatz, blickte auf eine erfolgreiche Saison zurück. Auch wenn diese noch nicht vollständig abgeschlossen se, und er das Endergebnis nicht vorwegnehmen wolle, könne man jetzt bereits erkennen, dass man in 2020 ein durchaus normales Aufkommen an Einsatzflügen habe. In der Zwischenbilanz zum 1. August habe er bereits 264 Einsatzflüge mit einer Gesamtzahl von fast 400 Stunden verzeichnet. Dabei seien 238 Rauchentwicklungen beobachtet und überprüft worden; 14 Waldbrände und 16 Flächenbrände wurden dabei ausfindig gemacht, deren Ausbreitung durch die schnelle Meldung verhindert werden konnte. Weiterhin 5 Gebäudebrände und ein Fahrzeugbrand. Außerdem wurden 26 unbewachte bzw. verbotene Feuer lokalisiert, die auf Grund der schnellen Entdeckung aus der Luft, zeitnah gelöscht werden konnten. Welcher Schaden an Umwelt und Natur und welche Gefährdung für Menschen dadurch verhindert wurden, ist schwer abzuschätzen. 14mal stiegen Flugzeuge der Luftrettungsstaffel zu Dokumentationen von Wald- und Baumschädlingen, 8mal zur Luftbild-Dokumentation für Behörden in die Luft. Weiterhin leisteten Piloten der Luftrettungsstaffel bei zwei Verkehrsunfällen und einem Schiffsunfall Unterstützung aus der Luft und halfen durch 13 Verkehrsinformationen der Bevölkerung bei der Umfahrung von Staus. Das alles, wie immer, durch ausschließlich ehrenamtliche Arbeit der Piloten und Vereine, und auch in diesem Jahr ohne Unfälle oder Zwischenfälle.

    Das Referat Presse berichtete im Zusammenhang über das zurückliegende Jahr über Kontakte zu Pressevertretern und deren Wünsche, die in den meisten Fällen in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten, den Flugbereitschaftsleitern und den Einsatzpiloten, erfüllt werden konnten. Eine weitere Aufgabe, die nicht direkt zu den Aufgaben des Pressereferenten gehörte, war die bereits erwähnte Unterstützung des Präsidenten beim Erstellen von Regeln zur Durchführung von Einsatzflügen während der Coronazeit, bei der Georg Lehmacher das „Glück“ hatte, während der kritischen Phase Dienste auf einer Rettungswache zu machen, die schon vor dem Lockdown – vermutlich als erste im Bereich Schwaben – strenge Regeln zur Durchführung von Rettungsdiensteinsätzen etablierte, sodass man diese Regelungen anpassen und ergänzen konnte, was eine erhebliche Hilfe darstellte. Abschließend stellte Lehmacher in der Jahreshauptversammlung die Installation der neuen Homepage für die nächsten Tage in Aussicht.


    Im Anschluss an die Berichte folgten die Wahlen. Nach der Feststellung der Beschlussfähigkeit der Versammlung wurde Daniel Schwenzel als Wahlleiter bestellt. Dieser führte die Wahl, nach allgemeiner Zustimmung in offener Wahl per Handzeichen durch. Die bisherige Spitze des Präsidiums mit Karl Herrmann als Präsidenten, Dieter Naber als Vizepräsidenten und Schatzmeister und mit Adolf Nüßlein als zweitem Vizepräsidenten wurde von der Versammlung einstimmig wiedergewählt. Da die Flugbereitschaftsleiter bereits am Vortag durch das Präsidium bestätigt wurden, wurde de Facto das gesamte, noch amtierende Präsidium, im Amt bestätigt.

    In seinem Schlusswort bedankte sich Präsident Herrmann bei allen Tagungsteilnehmern, bei den Ausrichtern der Jahreshauptversammlung Christoph Lermer und Stützpunktleiter Robert Ackermann für die geleisteten Vorarbeiten, bei LRSt-Protokollführerin Gerlinde Stöhr und bei seinen Präsidiumsmitgliedern. Er wünschte allen ein gesundes Wiedersehen im Jahr 2021 zur Jahreshauptversammlung in Ohlstadt.

    Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung tagte nochmals das Präsidium, um die LRSt-Referenten zu bestimmen. Karl Herrmann jun. wurde hierbei als Referent Einsatz/Personal, Georg Lehmacher als Pressereferent und Steffen Gerschner als Ausbildungsreferent bestätigt. Als Referent für das neu eingerichtete Referat Hubschrauber- und Drohneneinsatz wurde Jörg Herrmannsdörfer einstimmig berufen. Das neu Referat Luftbeobachterausbildung soll erst im kommenden Jahr besetzt werden. Mit Dank an die bewährten Referenten schloss der Präsident die Kurzsitzung und wünschte einen sicheren Heimweg.